Ein kleine Wildblumenstrauß

Wir sind ein Teil der Natur. Schauen wir aufmerksam auf die Pflanzen in ihren Ökosystemen, können wir unendlich viel lernen über uns, über das Leben und über Heilwirkungen.

Wenn wir uns etwas tiefgründiger mit unserem Immunsystem, also mit unserer körpereigenen Abwehr beschäftigen, entdecken wir eine faszinierende Welt von hochkomplexen Zusammenhängen und Regelkreisen. 

Eine Art Verdauungsprozess: Die Abwehr von akuten Infekten

Es gibt eine Reihe von Analogien, um die Arbeit des Immunsystems bei der Abwehr von Infekten zu beschreiben.

Einleuchtend ist vor allem der Vergleich mit unserem Verdauungsprozess. Und das ist nicht nur im übertragenen Sinne gemeint.  Sicher kennst du diese Situation: Zu Beginn eines Infekts ist oft ist als erstes dein Appetit weg. Auch sagt der Volksmund zu schlechten Nachrichten (die bekanntlich immunsuppressiv wirken): „Das muss ich erstmal verdauen“.

Auch sonst weist Verschiedenes auf diesen Vergleich hin: Im unspezifischen Immunsystem gibt es auf den Schleimhäuten eine Reihe von Enzymen, unter den Abwehrzellen sogar verschiedene Fresszellen und ein Großteil der Gewebe, die Abwehrzellen bilden, befinden sich in der Darmwand. 

Was der Körper leisten muss, wenn ein Erreger es schafft die Schleimhaut- oder Hautbarriere zu überwinden, ist auch biochemisch echte Verdauungsarbeit. Der Virus oder das Bakterium muss nämlich mit Hilfe von Enzymen in seine Einzelteile zerlegt werden. 

Über Wärme und Kälte

Dieser Auflösungsprozess ist energetisch gesehen ein Wärmeprozess – dehnt sich doch alles aus, wird verteilt und verdünnt. Umgekehrt zieht sich bei Kälteprozessen alles zusammen und damit wird die „Verdauung“ schwieriger. Wir sprechen also bei Infekten nicht umsonst von Erkältungen.

Therapeutisch gilt es also wärmewirksame, verdauungsfördernde Pflanzen einzusetzen, um den Auflösungsprozess zu unterstützen. Diese enthalten meist zwei Stoffgruppen mit hohem Wärmepotential: ätherische Öle und Bitterstoffe. Wir sprechen daher von aromatischen Bitterstoffdrogen. 

So wirken ätherische Öle

Ätherische Öle Wirkung
Ätherische Öle [orlio/stock.adobe.com]

Ätherische Öle sind so „warm“, dass sie schon bei Zimmertemperatur verdampfen – daher riechen sie auch. Sie wirken im Allgemeinen antimikrobiell, das bedeutet sie wirken gegen Viren, Pilze und Bakterien. Ätherische Öle sind so flüchtig, dass sie gleichsam „durch Wände gehen“ – auch durch Zellwände und Hüllproteine. Erreger werden dadurch geschädigt oder sogar aufgelöst. Im Prinzip sind sie mit Desinfektionsmitteln vergleichbar, chemisch sind beides alkoholische Substanzen.

So wirken Bitterstoffe

Bitterstoffe sind dagegen nicht eindeutig chemisch definiert. Sie definieren sich über ihren bitteren Geschmack und können ganz unterschiedlichen Stoffgruppen angehören. Bitterstoffe regen unter anderem die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen an – zunächst den Magen und dann alle anderen Verdauungsorgane. So wird die Verdauung optimiert. Es werden vermehrt Enzyme gebildet. In der Folge kommt es über das darmwandständige Immunsystem zu einer vermehrten Bildung von Abwehrzellen.

Eine Förderung der Verdauung durch aromatische Bitterstoffe verbessert also direkt (durch ätherische Öle) und indirekt (durch Bitterstoffe) die Tätigkeit des Immunsystems. Zu einer der Heilpflanzen, die sich dafür sehr gut eignen, zählt zum Beispiel der Thymian.

Thymian (Thymus vulgaris) als wichtige Pflanze zur Förderung der körpereigenen Abwehr

Thymian wirkt bei akuten Infekten, man kann ihn aber auch schon vorbeugend zur Stärkung des Immunsystems einsetzen. 

Er ist eine typische Pflanze der Macchien des Mittelmeerraumes. Der niedrige, verholzende Halbstrauch hat kleine, fast nadelartige Blätter, die stark und typisch riechen. Er gehört wie Rosmarin, Andorn und Basilikum zur Familie der Lippenblütler. Die kleinen Blüten werden gern von den Bienen besucht, es gibt sogar reinen Thymianhonig.

Gesammelt werden die Blätter und Blüten, die man von den Zweigen abstreifen muss. Ein Abbrechen der sehr zähen und elastischen Zweige gestaltet sich schwierig. 

So ungefähr könnte man sein Wesen beschreiben: klein, wohlriechend und dabei zäh und elastisch.

Die Sorten, die in unsere Gärten gelangt sind, sind oft nicht der offizinelle echte Thymian und aufgrund sehr unterschiedlicher ätherischer Öle für die medizinische Anwendung weniger geeignet. Hierfür ist darauf zu achten, dass es sich um Thymus vulgaris handelt. 

In unseren Breiten heimisch ist der Feldthymian oder Quendel (Thymus serpyllum), der ebenfalls medizinisch verwendet werden kann – mit ähnlicher Indikation wie sein südländischer Verwandter.

Die wertvollen Inhaltsstoffe des Thymians

Thymian [mescioglu/stock.adobe.com]

Thymian enthält bis zu 2,5 % ätherische Öle, zum Beispiel Carvacrol und Cineol und mindestens 30 % bis zu 70% Thymol. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Triterpene und phenolische Säuren wie Chlorogensäure. Quendel enthält ein ähnliches Inhaltsstoffspektrum, aber deutlich weniger ätherische Öle. Einige der Inhaltsstoffe sind Bitterstoffe, so dass wir beide Heilpflanzen zu den aromatischen Bitterstoffpflanzen zählen.

Die enthaltenen ätherischen Öle, allen voran das Thymol, wirken stark antimikrobiell – also gegen Bakterien, Pilze und Viren gleichermaßen. Außerdem sollen sie eine entkrampfende Wirkung haben. Häufig wird Thymian deswegen bei Husten oder auch Keuchhusten angewendet. Möchte man eine stärkere Wirkung erzielen, wird neben der Anwendung als Tee empfohlen, auf Extrakte zurückzugreifen. Der Alkoholgehalt ist dabei, vor allem bei Kindern, zu beachten.

Wofür Thymian eingesetzt wird

Es heißt, Thymian wirkt entkrampfend auf die Bronchien, auswurffördernd, antibakteriell und antiviral. Er soll zudem die Verdauung anregen, die Eiweißverdauung verbessern und entblähend wirken. Viele Menschen schwören darauf, ihn bei Mundgeruch einzusetzen.

Thymian wird oft bei Bronchitis und Katarrhen der oberen Luftwege eingesetzt, soll aber auch bei Asthma und COPD unterstützend wirken. Man kann ihn auch bei Kindern und Erwachsenen prophylaktisch einsetzen, um die Erkrankungsneigung zu verringern.

Darüber hinaus kann er bei Verdauungsbeschwerden und Blähungen eingesetzt werden, schließlich ist er ja ein großartiges Gewürz und fördert Appetit und Verdauung – vor allem der Eiweiße.

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Zur Vorbeugung kann über mehrere Wochen eine Tasse täglich getrunken werden, einzeln oder in Mischung. Bei Erkrankungen wird empfohlen, bis zu stündlich eine Tasse Thymiantee zu trinken, eventuell ergänzt mit fünf Tropfen Tinktur. Pro Tasse wird ungefähr ein Teelöffel Thymian in guter Qualität empfohlen.

Leckere Teemischung mit Thymian – vor allem für Kinder

Bei Kindern wird man den Tee aus Geschmacksgründen selten pur geben. Fenchel, Süßholz und/ oder Orangenschalen wirken gleichsinnig wie Thymian und werten den Tee geschmacklich auf.

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Andreas Brieschke ist seit Jahrzehnten als Heilpraktiker und Dozent tätig. Seine Praxis befindet sich in Berlin. Außerdem schreibt er Fachartikel und ist Autor des Buches „Viruserkrankungen ganzheitlich behandeln“.