Artemisa annua Pflanze
Artemisia annua Pflanze [©ChrWeiss – stock.adobe.com]

Sie zählt zu den ältesten Heilkräutern in Osteuropa und wird wegen ihrer Wirkungen gegen Malaria und Krebs erforscht – der einjährige Beifuß (wissenschaftlich Artemisia annua). Wir zeigen Ihnen, was es mit der besonderen Heilpflanze auf sich hat und welche Rolle er in der europäischen und traditionell chinesischen Medizin spielt.

Artemisia annua – ein kleiner Überblick

Der einjährige Beifuß, ist eine krautige Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Bereits der Name deutet die Einjährigkeit der Pflanze an. Neben dem komplett kahlen Stängeln bilden sich kleine, gelbe Blüten in Körbchenform an Rispen aus. Je nach Region erreicht der einjährige Beifuß eine Höhe zwischen einem halben und eineinhalb Metern. Geerntet werden die Blätter der Heilpflanze, und dies im Regelfall schon vor der Blütezeit.

Beheimatet ist die Pflanze primär in sommerlich warmen Regionen mit einem höheren Regenanteil. Dies gilt für weite Teile Chinas und den Norden Indiens, in Europa wächst der einjährige Beifuß vor allem in Rumänien und Bulgarien. Vorkommen in Österreich, Südtirol oder entlang der deutschen Elbe sind möglich, jedoch sehr unbeständig.

Die wichtigsten Inhaltsstoffe von einjährigem Beifuß

Der führende Inhaltsstoff im einjährigen Beifuß ist das Artemisinin. Dieser wurde über die letzten Jahrzehnte intensiv erforscht, mit positiven Erkenntnissen in Bereichen wie der Malaria- und Krebsbehandlung. Insgesamt einige Hundert Inhaltsstoffe sind in der Pflanze zu finden, zu den wichtigsten neben Artemisinin gehören:

Darstellung des Artemisinin Moleküls
Artemisinin-Molekül [©molekuul.be – stock.adobe.com]

Viele dieser zusätzlichen Inhaltsstoffe sind wissenschaftlich gut erforscht und werden mit vielen unterschiedlichen Wirkungen auf den menschlichen Körper in Verbindung gebracht. So werden Flavonoide für eine anti-oxidative Wirkung geschätzt, Menthol und ätherische Öle werden mit ihrem angenehmen Duft entspannende Eigenschaften zugeschrieben. Die Wirkung von Artemisinin wird im Folgenden noch ausreichend beschrieben.

Unterschiede zum “einfachen” Beifuß

Der einjährige Beifuß ist nicht mit dem gewöhnlichen Beifuß zu verwechseln, der hierzulande wächst und als Küchengewürz bekannt ist. Gerade der traditionelle Gänsebraten im Herbst kommt nur selten ohne dieses Gewürz aus. Tatsächlich werden dem einheimischen Artemisia vulgaris ebenso lindernde Wirkungen zugeschrieben, vor allem was Verdauung und Völlegefühl betrifft. Diese Art sollte jedoch nicht mit dem einjährigen Beifuß verwechselt werden, der durch das Artemisinin einen deutlich größeren medizinischen Nutzen hat.

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Einsatz in der traditionell chinesischen Medizin (TCM) – Medizinnobelpreis

Artemisia annua ist fester Bestandteil in der traditionell chinesischen Medizin und wird seit vielen Jahrhunderten zur Linderung verabreicht. Die Wirkung gegen Malaria ist wissenschaftlich bestätigt und die Pflanze seit 2002 von der WHO als Heilmittel gegen diese Krankheit anerkannt. Eine bahnbrechende Studie zur erfolgreichen Behandlung von Malaria mit dem Wirkstoff Artemisinin wurde in den Siebziger Jahren durch die chinesische Wissenschaftlerin Tu Youyou veröffentlicht. Ihre Entdeckung wurde im Jahr 2015 mit dem Nobelpreis der Medizin ausgezeichnet.

Artemisia annua Zweig [©Ruckszio - stock.adobe.com]
Artemisia annua Zweig [©Ruckszio – stock.adobe.com]

Die Wirkung von Artemisinin in einem von Malaria befallenen Körper ist einzigartig. Zusammen mit dem Derivat Artemether wird Artemisinin verabreicht. Gelangen die Wirkstoffe in den Blutkreislauf, zerfallen sie bedingt durch den hohen Bluteisenanteil bei diesem Krankheitsbild in verschiedene freie Radikale. Diese greifen die Malaria-Zellen an und töten sie.

Wie häufig bei einzelnen Wirkstoffen entwickelt der menschliche Organismus über Jahrzehnte hinweg eine Resistenz, so dass nicht mehr die gewünschte Heilwirkung eintritt. Aktuell ist die Wissenschaft dabei, sich nicht auf das Artemisinin zu konzentrieren und weitere Inhaltsstoffe des einjährigen Beifußes zur Malaria-Bekämpfung einzusetzen. Auch hier deuten verschiedene Studien erste positive Ergebnisse an.

Einsatz in der europäischen Medizin

Da die Erkrankung an Malaria in Europa faktisch nicht vorkommt, liegt der wissenschaftliche Schwerpunkt auf unserem Kontinent in einem anderen Bereich. Hier haben Forscher über die letzten Jahre hinweg die Auswirkungen von Artemisinin und anderen Inhaltsstoffen auf Krebserkrankungen untersucht. Tatsächlich gibt es eine wachsende Zahl von Studien, die positive Wirkungen von Artemisinin und seinen Derivaten in der Krebstherapie andeutet.

Das Wirkprinzip ist hierbei ähnlich gelagert wie bei der Bekämpfung von Malaria. Auch hier werden die schädlichen Krebszellen durch freie Radikale aufgefressen, die zur Entstehung allerdings auf reaktives Eisen angewiesen sind. Zu vollwertigen, medizinischen Aussagen ringt sich aktuell noch kein Wissenschaftler durch, eine Unterstützung der herkömmlichen Krebstherapie erscheint jedoch sinnvoll. Hierbei ist von Vorteil, dass die Heilpflanze in Studien nur selten Nebenwirkungen hervorruft.

Artemisia annua in Labortests gegen COVID-19

Einjähriger Beifuß wird vom Max-Planck-Institut in Potsdam auf seine antivirale Wirkung gegen Covid-19 untersucht.

Prof. Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid und Grenzflächenforschung in Potsdam, meint: “Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen Covid-19 und Sars-CoV-2 müssen Pflanzenextrakte und Artemisininderivate gegen das neue Coronavirus getestet werden.”

Eine neue, klinische Studie soll zeigen, ob Extrakte der Pflanze den den Verlauf bei einer Corona-Erkrankung milde verlaufen lassen. Die Studie soll unter der Leitung von Prof. Seeberger noch im Herbst 2020 in Mexiko beginnen.

Wie wird einjähriger Beifuß verabreicht?

Zwei Formen der Einnahme von einjährigem Beifuß sind etabliert. Zum einen lassen sich die getrockneten Blätter der Pflanze zu einem Tee aufgießen. Die Teeblätter sind zerkleinert auch hierzulande frei erhältlich. Für eine Tasse empfiehlt sich eine Dosierung von ein bis zwei Teelöffeln und eine Ziehzeit von zehn Minuten mit abgekochtem Wasser. Ein oder zwei Tassen täglich sollten über einen Zeitraum von maximal vier bis sechs Wochen konsumiert werden. Ansonsten droht der oben beschriebene Gewöhnungseffekt des Körpers, was die positive Wirkung der Artemisinins und seiner Derivate beeinträchtigt.

Zum anderen lassen sich ein oder mehrere Wirkstoffe als Tinktur einnehmen. Auch diese ist frei verkäuflich und setzt sich aus den Blättern der Pflanze sowie einer Alkohollösung zusammen. Nach mehreren Wochen Ziehzeit werden die Blätter abgeseiht und die klare Tinktur ist bereit. Je nach Art der Behandlung sind zehn bis 50 Tropfen einzunehmen. Menge und Dauer der Anwendung sollte mit einem Arzt abgesprochen werden. Typische Anwendungen von Tinktur oder Tee sind:

  1. Linderung von Magenkrämpfen
  2. Unterbindung von Blähungen
  3. Linderung von Fieber
  4. Hilfe bei Durchfällen
  5. Stärkung des Körpers gegen Parasiten

Jeder Körper reagiert etwas anders auf die Gabe von einjährigem Beifuß, auch was die Nebenwirkungen anbelangt. Hier heißt es, unter Aufsicht eines Arztes mit der Behandlung zu beginnen und diese aus oben genannten Gründen nicht über Wochen und Monate hinweg unkontrolliert durchzuführen.

Artemisia Annua geschnittene Blätter
Artemisia Annua – getrocknete Blätter

Unser Fazit zum einjährigen Beifuß (Artemisia annua)

Der einjährige Beifuß ist ein kleines Wundermittel, dass als Heilkraut in Deutschland und Europa lange Zeit wenig beachtet wurde. Dies hat sich über die letzten Jahrzehnte verändert, die Wirkung gegen Malaria ist wissenschaftlich belegt und wurde mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Auch in der Bekämpfung vieler weiterer Beschwerden erweist sich der einjährige Beifuß als treuer Begleiter jeder Kräuter-Apotheke. Die Gabe als Tee oder Tinktur sollte nicht übertrieben werden, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintritt.


Quellen und Links zu Studien:

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 30.06.2020 und zuletzt aktualisiert am 19.06.2023.

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