Mazeration Rosmarin-Auszug
Mazeration Rosmarin-Auszug

Kaust du gerne auf Nelkenknospen oder Sternanis? Nein, wir auch nicht! Um an die wertvollen Inhaltsstoffe einer Pflanze zu kommen, ist das Kaufen auf ihnen nicht immer der beste Weg. Viel sinnvoller ist es sie zu mazerieren.

Was ist Mazeration?

Mazeration ist ein sehr altes und gängiges Verfahren, um an begehrte Wirkstoffe bestimmter Pflanzenteile zu gelangen. Der Begriff mazerieren kommt vom lateinischen macerare (mürbe machen, einweichen). Das Teeaufbrühen ist beispielsweise ein klassischer Mazerationsprozess.

Normalerweise werden ätherische Öle mittels Wasserdampfdestillation aus Pflanzenteilen extrahiert. Enthält eine Pflanze keine oder nur wenige ätherische Öle, ist dies nicht lohnend. Hier kommt die Mazeration ins Spiel. Die extrahierten Heil-, Farb-, Duft- und Aromastoffe werden dabei zusätzlich konserviert!

Aber wieso überhaupt mazerieren?

Mazerate können vielfältig angewendet und weiterverarbeitet werden. Ob als Genuss- oder Heilmittel, in der Naturkosmetik oder deiner eigenen Hausapotheke. Anstatt dir teure Kosmetikprodukte zu kaufen, mach sie doch selbst! Der Prozess ist denkbar einfach.

Zusätzliche, unerwünschte Stoffe, Tierleid in der Produktionskette oder genmanipulierte Teilprodukte werden so ganz sicher vermieden.

Das richtige Lösungsmittel

Welches Lösungsmittel du zum Extrahieren verwendest, richtet sich nach dem zu lösenden Inhaltsstoff:

Der Ölauszug

Wir beschäftigen uns hier mit dem Ölauszug. Kalt oder warm? Beides geht! Ein Kaltauszug dauert zwar wesentlich länger als ein Warmauszug, ist aber die schonendere Methode. Hitzeempfindliche Duft- und Wirkstoffe, wie etwa bei Veilchen oder Jasmin, bleiben im kalten Ölauszug besser erhalten. Gelöst werden die lipophilen (also die fettlöslichen) Wirkstoffe.

Beispiel: Das Rosmarinmazerat – Rosmarinöl selber machen

Im Prinzip kannst du alle Kräuter und Gewürze, die fettlösliche Stoffe enthalten, im Ölauszug mazerieren. Rosmarinnadeln enthalten unter anderem ätherische Öle und diese sind in fettem Öl löslich. Sie eignen sich also ganz wunderbar, um herrliches Rosmarinöl daraus herzustellen.

Für ein Mazerat aus Rosmarinnadeln verwendest du getrocknete Pflanzenteile. Das Risiko der Schimmelbildung, wegen eventueller Restfeuchtigkeit, fällt bei getrocknetem Pflanzenmaterial weg. Allerdings ist der Gehalt ätherischer Öle geringer, setze die Nadeln daher im Verhältnis 1:20 an (bei frischen Kräutern wäre das empfohlene Verhältnis 1:10). Für beispielsweise 10 g Rosmarinnadeln verwendest du 200 ml Öl.

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Das richtige Trägeröl

Nimm ein hochwertiges Keim- oder Pflanzenöl deiner Wahl. Öle mit einer hohen Anzahl an gesättigten Fettsäuren sind bis zu zwei Jahre haltbar, z.B. Avocadoöl, Erdnussöl, Kokosöl, Olivenöl, Rapsöl, Sesamöl und Sheabutter. Öle, reich an ungesättigten Fettsäuren, halten sich hingegen nur etwa sechs Monate (Leinsamenöl, Hanfsamenöl, Sonnenblumen, Nachtkerzenöl, Walnussöl und Weizenkeimöl).

Je höher die Qualität deiner Zutaten, umso hochwertiger ist natürlich später dein Mazerat.

Los geht’s!

  1. Fülle zehn Gramm getrocknete Rosmarinnadeln in ein sehr sauberes Schraubglas oder eine gut verschließbare, saubere Glasflasche.
  2. Gib nun 200ml des Öls darüber, bis die Nadeln völlig davon bedeckt sind. Verschließe das Glas, schwenke es ordentlich durch und stelle es bei Zimmertemperatur hell auf – aber nicht in die pralle Sonne!
  3. Nun benötigst du vor allem Geduld. Mindestens drei bis sechs Wochen dauert der kalte Ölauszug. Dabei solltest du dein Öl täglich sanft schütteln, damit sich kein Schimmel bildet.
  4. Die Nadeln, die anfangs oben schwimmen, sinken mit der Zeit ab. Das ist ein Zeichen dafür, dass sie sich mit Öl vollgesaugt haben und dass das Herauslösen der Inhaltsstoffe beginnt.
  5. Nach der Extraktionszeit filterst du dein fertiges Rosmarin-Mazerat am besten mit Hilfe eines Trichters und einem Tee- oder Kaffeefilter ab. Notfalls tut es auch ein alter Nylonstrumpf.
  6. Bewahre dein selbstgemachtes Rosmarinöl kühl und dunkel auf, am besten in einer Braunglasflasche.

Tolle Anwendungsbeispiele für dich

Ölauszug Mazeration Anwendung
Ölauszug – Anwendung [MartinaWeise/stock.adobe.com]

Fertig! Du hast dir ein hochwertiges Pflege- und Massageöl gezaubert. Deine verspannten Muskeln werden es dir danken.

Du kannst dein Mazerat natürlich auch naturkosmetisch weiterverarbeiten, etwa zu einer Salbe.

Auch deine Haare freuen sich, wenn du sie mit Rosmarinöl verwöhnst. Massiere es in die feuchten Haare ein, lasse es ungefähr eine halbe Stunde einwirken und spüle es wieder aus. Im Anschluss kannst du die Haare nochmal mit einem sanften Shampoo waschen.

Extra Tipp: Nach Ablauf der Haltbarkeit kannst du dein Mazerat immer noch zur Herstellung einer Seife verwenden.

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Und natürlich ist dieses Mazerat auch eine echte Köstlichkeit – vorausgesetzt, dein Trägeröl war ein Speiseöl. Da die Inhaltsstoffe sehr konzentriert gelöst wurden, solltest du es aber vor dem Verzehr unbedingt mit noch mehr Speiseöl verdünnen.

Fortsetzung im 2. Teil: Storchschnabeltinktur

Im nächsten Teil zur Mazeration geht es um den Ölauszug. Als praktisches Beispiel werden wir eine Storchschnabeltinktur herstellen.

Studien und Lesetipps

Evaluation of antioxidant capacity of Geranium robertianum extracts

Heilpraxis zum Storchschnabel

Dieser Beitrag erschien erstmalig am 04.08.2022 und ist zuletzt am 19.06.2023 aktualisiert worden.

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