Süßholzwurzel
Süßholzwurzel [Orlando Bellini/stock.adobe.com]

Die Süßholzstaude ist uns heute vor allem aus den geflügelten Worten “Süßholz raspeln” und als Hauptbestandteil von Lakritze bekannt ist. Erfahre hier weitere spannende Fakten über Süßholz! 

Historisches zum Süßholz 

Echtes Süßholz (Glycyrrhiza glabra) ist eine Gattung von rund 30 Arten klebriger, sommerblühender, mehrjähriger Pflanzen. Sie sind in Europa, Asien, Australien und Amerika verbreitet. In der Antike war Süßholz für die Ägypter, Assyrer und Chinesen ein wichtiges Kraut. Die Pflanze, der in der traditionellen chinesischen Medizin eine harmonisierende und belebende Wirkung nachgesagt wird, kommt in sehr vielen chinesischen Rezepturen vor.  

Der älteste Nachweis für den Gebrauch von Süßholzwurzel stammt aus den Gräbern der Pharaonen, beispielsweise dem 3000 Jahre alten Grab von König Tut.  

Der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastus (circa 371 v. Chr.-287 v. Chr.) riet im Fall von ungewollter Kinderlosigkeit zur Anwendung von Süßholzwurzel. Er empfahl die Pflanze zur Heilung von Wunden und Geschwüren im Mund und zur Linderung von Rachenbeschwerden.  

Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) behauptete, dass Süßholz die Stimme aufhelle sowie Hunger und Durst aufzuschieben vermag. Er verwendete die Heilpflanze gegen Ödeme.  

Der Name der Gattung setzt sich aus zwei griechischen Worten zusammen: glycys (süß) und rhiza (Wurzel).   

Süßholz-Pflanze
Blühendes Süßholz [Carmen Hauser/stock.adobe.com]

Botanik und Gärtnerlatein 

Glycyrrhiza glabra ist eine Staude, die ausgewachsen eine Höhe von circa 1 bis 1,5 m erreicht. Ihr weiträumiges Wurzelsystem setzt sich aus einer Pfahlwurzel mit Nebenwurzeln und zahlreichen langen Wurzelausläufern zusammen. Die unpaarig gefiederten Blätter der Pflanze bestehen aus neun bis 17 ovalen bis herzförmigen Fiederblättchen. Die sind kurz und stachelspitzig. Im Frühsommer entspringen den Blattachseln Blütentrauben mit rund 20 bis 30 Schmetterlingsblüten in lila-blauer Farbe.  

Die winterharte Kulturpflanze liebt tiefen, nährstoffreichen, sandigen Boden und viel Sonne. Die besten Ergebnisse erzielen Hobbygärtner mit dezent alkalischen, feuchtigkeitshaltenden Bedingungen. Die Staude aus Samen zu ziehen ist mühsam. Vorteilhaft ist das Einpflanzen von Stecklingen. Ist die Pflanze erfolgreich angesiedelt, ist es schwer, sie anschließend loszuwerden.  

Glycyrrhiza glabra ist vorwiegend im Mittelmeerraum heimisch. Sie gedeiht vor allem in Spanien, Südfrankreich, Italien und Griechenland. Pflanzen für den Verkauf wachsen zum größten Teil in Kulturen.  

Süßholz – ein Multitalent 

Von pharmakologischer Bedeutung ist die Wurzel von Glycyrrhiza glabra. Der Fachbegriff lautet Liquiritiae radix. Zur Erntezeit im Spätherbst werden die Wurzelausläufer ausgegraben, gewaschen und geschält. Anschließend trocknen sie in der Sonne. Süßholzsaft, aus welchem beispielsweise Lakritzstangen gepresst, wahlweise gegossen werden, entsteht durch Auskochen der Wurzeln und Eindicken der Flüssigkeit im Vakuum. Die Extrakte dienen darüber hinaus als Geschmacksverbesserer in Bier, Kräuterlikören, Softdrinks, pharmazeutischen Produkten und zum Aromatisieren von Tabak. Was nach der Extraktion übrig bleibt, verwendet die Industrie in Feuerlöschmitteln und zur Isolierung von Faserplatten. Die Extraktionsreste ergeben einen fruchtbringenden Kompost für die Pilzzucht und sind zur Verfütterung an Rinder, Pferde und Hühner geeignet. 

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Wer hätte das gedacht? 

Eine von der Smell and Taste Treatment and Research Foundation in Chicago durchgeführte Studie aus dem Jahr 1998 förderte Erstaunliches zu Tage: Frauen wählten aus einer vorgelegten Palette von Düften die Kombination aus Gurke und nach Lakritze riechenden Pralinen zum stimulierendsten Dufterlebnis. Liebe Männer, packt die Duftkerzen in den Schrank und organisiert ein Romantikdinner mit Gurkensalat und Lakritzstangen!  

Was macht Süßholz für die Heilkunde interessant? 

 In der pharmazeutischen Literatur sind rund 400 unterschiedliche Inhaltsstoffe der Süßholzwurzel beschrieben. Die wichtigsten sind: 

Süßholzwurzel und der aus ihr gewonnene Saft soll auswurffördernd, entzündungswidrig und krampflösend wirken. 

Folgendes Rezept zählt in der Volksheilkunde zu den probaten Hausmitteln gegen Husten und andere Erkältungskrankheiten: ½ Teelöffel Süßholzpulver mit 1 Teelöffel Honig vermischen und dreimal täglich einnehmen. 

Wen Magengeschwüre und andere Magenleiden plagen, der kann das Kauen kleiner Wurzelstücke versuchen. Selbiges soll gleichermaßen den “Kater” nach reichlichem Alkoholgenuss besänftigen. Darüber hinaus schätzt die tradierte Medizin einen Süßholzwurzel-Tee als mildes Abführmittel. 

 Zusätzliche Indikationen aus der traditionellen Volksmedizin 

Lassen wir doch zum Abschluss die Heilige Hildegard von Bingen zu Wort kommen. Sie schreibt: “Süßholz ist von gemäßigter Wärme und verschafft dem Menschen eine klare Stimme, wie immer es gegessen wird, und es macht sein Gemüt sanft und seine Augen hell und seinen Magen weich für die Verdauung, weil seine Wärme gut ist und nützlich und nicht schädlich, und deshalb nützt es in all diesen (Punkten).” 

Süßholz ist aufgrund seiner Bedeutung in der Heilkunde 2012 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt worden!

Quellen, Studien und Lesetipps: 

Dieser Artikel ist erstmalig am 24.05.2023 erschienen und zuletzt am 19.06.2023 aktualisiert worden.

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Frank Schneider
Experte für Heilpflanzen, Tee und Gewürze at Verbena VH Handels GmbH | + posts

Frank hat schon zu Studienzeiten seine Begeisterung für die Natur entdeckt. Anfang der 2000er Jahre ist er seiner Leidenschaft gefolgt und hat mit Krautrausch als Gründer einen der ersten Online-Shops für Kräuter und Gewürze in Deutschland aufgebaut. Als Experte auf diesem Gebiet schreibt er mit großer Freude für unser Kräutermagazin.