Stell dir vor, ein einfaches Kraut aus deinem Küchenregal könnte mehr als nur deine Speisen veredeln – es könnte deine Gesundheit bereichern und dein Wohlbefinden steigern. Rosmarin, oft nur als kulinarisches Gewürz betrachtet, birgt Geheimnisse, die weit über seine Verwendung in der Küche hinausgehen.

Rosmarin Heilpflanze

“Tau des Meeres” heißt Rosmarin aus dem Lateinischen übersetzt. Für Seefahrer war sein Duft das Erste, was Sie nach einer langen Seereise in die Nase bekamen. Auch heute assoziieren wir mit dem harzig-würzigen Aroma mediterranes Flair und gutes Essen. Dass Rosmarin in den Mengen, in denen wir ihn als Gewürz verwenden, bereits positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, ist dabei den Wenigsten bewusst. Doch tatsächlich reichen ein paar der nadelartigen Blätter, um unseren Kreislauf anzukurbeln, die Konzentration zu verbessern, Krankheiten abzuwehren und vieles mehr. Doch lies selbst!

Die Wiederentdeckung des Rosmarins für unsere Gesundheit

Was das Wissen um seine Einsatzgebiete und Darreichungsformen angeht, steht der Rosmarin nicht besser da als andere seit Jahrhunderten bekannte Heilkräuter: Früher wusste jede Hausfrau um seine positiven Effekte auf die Gesundheit. Zwischenzeitlich galt es nahezu als Humbug. Heute wird die Kraft der Pflanzen zunehmend neu entdeckt. Wissenschaftler interessieren sich wieder für die Wirkstoffe von Kräutern und Gewürzen. So finden sich auch immer mehr Studien, die sich mit den zahlreichen positiven Effekten des Rosmarins auf unseren Körper beschäftigen. Von sanfter Unterstützung bei Blähungen und Verdauungsbeschwerden über wundheilende sowie antiseptische Wirkungen bis hin zur Bekämpfung von Tumoren stehen hierbei zahlreiche Leiden im Fokus der Forschung.

Rosmarin als Mittel gegen viele Wehwehchen

Dem immergrünen Strauch vom östlichen Mittelmeer werden schon seit der Antike symptomlindernde, teils gar heilende Wirkungen nachgesagt. Kurz zusammengefasst sieht die Liste der zugeschriebenen Eigenschaften so aus:

Mit Rosmarin den Kreislauf in Schwung bringen

Schon seit jeher steht Rosmarin im Ruf, den Blutdruck zu steigern und die Durchblutung insgesamt zu verbessern. Dies kann unterschiedlichste Beschwerden lindern. Menschen, die an Gicht oder Rheuma leiden, wird zum Beispiel ein regelmäßiges Vollbad mit Rosmarin empfohlen. Auch das Auftragen einer Salbe mit dem aromatischen Gewürz kann im Bereich der Gelenke Linderung bringen. In ähnlicher Weise sollen Frauen profitieren, die unter Menstruationsbeschwerden leiden. Mit Rosmarin wird nämlich insbesondere die Durchblutung der Unterleibsorgane verbessert. Das kann wiederum zu einer Verringerung der Schmerzen während der Regel führen. Wichtig zu wissen ist, dass die Blutdruck-steigernde Wirkung nur vorübergehend anhält.

Rosmarin – das antike Wundheilmittel

Bevor es klinische Desinfektionsmittel und Wundsalben gab, versorgten die Südeuropäer Hautverletzungen unter anderem mit Rosmarinöl. Durch die einerseits antiseptische und andererseits durchblutungsfördernde Wirkung konnte sich die Haut schneller regenerieren. Wundinfektionen waren weniger wahrscheinlich. Ebenso kann Rosmarin als Badezusatz die Wundheilung verbessern. Nebenbei profitiert man von den angenehmen ätherischen Ölen, die an Kampfer, Eukalyptus und Weihrauch erinnern. Diese wirken nicht nur angenehm entspannend. Sie lindern zugleich Erkältungssymptome. Früher wurde wegen des intensiven Geruchs sogar auf Beerdigungen Rosmarin an die Gäste verteilt. Sein hemmender Effekt auf die Verbreitung von Erregern war dabei ein zusätzlicher Bonus.

Mit Rosmarin würzen und der Verdauung auf die Sprünge helfen

Wie so viele unserer Gewürze nimmt auch der Rosmarin einen positiven Einfluss auf die Verdauung. Eigentlich war Geschmack vor Urzeiten ein Indikator dafür, was unser Körper braucht, was ihm gerade guttun würde. Darum ist es nicht verwunderlich, dass wir noch heute – trotz einiger Verwirrungen aufgrund von Zucker, Geschmacksverstärkern und Co. – das appetitlich finden, was gesund für uns ist. Interessanterweise schmeckt uns Rosmarin besonders gut in fettigen, eher schwer verdaulichen Speisen wie Grillfleisch und sämigen Soßen. Gut macht er sich außerdem in Eintöpfen, gegartem Gemüse und zum Verfeinern von Marinaden. In all diesen Speisen sorgt Rosmarin für eine bessere Bekömmlichkeit, da seine Bitterstoffe den Gallenfluss anregen. Bei Blähungen verschafft Rosmarin-Tee Linderung. Übrigens ist das intensive Gewürz ein fester Bestandteil der berühmten Kräuter der Provence, zu denen unter anderem auch Thymian, Bohnenkraut, Oregano und Majoran gehören.

Da ist Rosmarin, das ist für die Erinnerung; bete, liebe, denk daran.

Shakespeare “Hamlet” – Akt 4, Szene 5, Ophelia

Besser konzentrieren dank Rosmarin

Das Thema “Alzheimer” wird aufgrund der wachsenden Betroffenenzahl immer wichtiger. Moderne Untersuchungen beschäftigen sich interessanterweise zunehmend mit Pflanzen, zu denen Überlieferungen bezüglich gedächtnissteigernder Wirkungen vorliegen. Hierzu zählt der Rosmarin. Schon im antiken Griechenland soll er zur Steigerung der Gedächtnisleistung verwendet worden sein. Heute meinen Forscher herausgefunden zu haben, dass dieser Effekt tatsächlich existiert. Er soll vornehmlich auf das enthaltene Eucalyptol zurückzuführen sein. Dabei ist es wahrscheinlich unerheblich, ob der Rosmarin gegessen oder sein Duft eingeatmet wird.

Immergrün und immer gesund: Inhaltsstoffe des Rosmarins

Rosmarinsträucher gehören zu den immergrünen Gewächsen. Bei uns sind die Winter jedoch oftmals zu kalt für ihn, sodass Töpfe ins Haus geholt bzw. Sträucher draußen abgedeckt werden sollten. In seiner Heimat am westlichen Mittelmeer grünt der Rosmarin hingegen problemlos das ganze Jahr über. In seinen nadelförmigen Blättern reichert er jede Menge gesunder Substanzen an. Da wären beispielsweise die Vitamine A, C, D und verschiedene B-Vitamine. Hinzu gesellen sich Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Kalium, Kupfer, Mangan, Fluorid und einige andere. In den geringen Mengen, in denen wir Rosmarin verzehren, sind diese Stoffe allerdings kaum relevant für unseren Tagesbedarf. Und in großen Mengen sollte man das Gewürz nicht verzehren, da es zu Vergiftungserscheinungen kommen kann.

Die gesundheitlich relevanten Substanzen sind vielmehr die sekundären Pflanzenstoffe und das ätherische Öl. Letzteres enthält unter anderem Eucalyptol, das auch als 1,8-Cineol bekannt ist, und das Rosmarinol. Bei Rosmarinsäure handelt es sich um einen Bitterstoff, der antiviral, antibakteriell und entzündungshemmend wirkt. Das ebenfalls enthaltene Carnosol und die Carnosolsäure stehen immer wieder im Fokus von Krebsstudien. Bislang wurde ihre Wirkung unter anderem auf Darm-, Brust- und Prostatakrebs untersucht. Die vielversprechenden Ergebnisse weisen dabei auf eine krebshemmende Wirkung hin. Weitere Untersuchungen sind jedoch erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Anwendungen zu bestätigen und auszubauen.

Es gibt also noch viel herauszufinden über den duftenden, hübsch blühenden Strauch aus Südeuropa. Sicher ist, dass sein fabelhaftes Aroma in keiner Küche fehlen sollte.

Quellen

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Frank Schneider
Experte für Heilpflanzen, Tee und Gewürze at Verbena VH Handels GmbH | + posts

Frank hat schon zu Studienzeiten seine Begeisterung für die Natur entdeckt. Anfang der 2000er Jahre ist er seiner Leidenschaft gefolgt und hat mit Krautrausch als Gründer einen der ersten Online-Shops für Kräuter und Gewürze in Deutschland aufgebaut. Als Experte auf diesem Gebiet schreibt er mit großer Freude für unser Kräutermagazin.