Eisenkraut
Eisenkraut [H. Zell / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Echtes Eisenkraut – eines der ältesten Heilkräuter steht vor seiner Wiederentdeckung

Das Echte Eisenkraut (lat: Verbena officinalis) gehört zur Gattung der Verbenen, zu der aktuell zirka 74 Arten gezählt werden. Hier muss gleich zu Anfang auf eine häufig auftretende Verwechslung hingewiesen werden:

Gleich zu Anfang: Eisenkraut ist keine Zitronenverbene!

Im Handel wird als Eisenkraut oft die ebenfalls zu den Eisenkräutern gehörende Zitronenverbene (Aloysia citrodora) bezeichnet. Dieses zitronenduftige Kraut kann zu einem Genuss-Tee oder auch einem aromatischen Küchenkraut verarbeitet werden. Es hat jedoch mit dem Echten Eisenkraut, dem Katzenblut- oder Taubenkraut, das häufig auch Wunsch- oder Sagenkraut genannt wird, kaum etwas gemein.

Eisenkraut in der Welt und im Garten

Echtes Eisenkraut kommt in nahezu allen Teilen der Welt außerhalb der Polar- und Wüstenregionen vor. Die recht anspruchslose Pflanze gedeiht auch im heimischen Garten. Wenn sie dies nicht schon aus eigenem Antrieb tut, kann sie im beginnenden Frühjahr drinnen oder im rund 20 Grad Celsius warmen Gewächshaus vorgezogen werden. Ab Mai wird es dann Zeit, sie anzupflanzen, wobei Eisenkraut ein geschütztes Plätzchen mit viel Sonne bevorzugt. Außerdem will die krautige Pflanze am besten auf einem Ton- oder Lehmboden gut mit Wasser versorgt werden. Dann kann sie auf eine Höhe von bis zu knapp 80 cm wachsen. Von Anfang Juni bis zum Spätherbst beziehungsweise zum ersten Frost kann sie durch kleine aber farbintensive Blüten erfreuen. Nutzbar sind am besten im Juli oder August geerntet die Blätter sowie die Stängel ab etwa 15 Zentimeter über dem Boden. Sie werden getrocknet und gehäckselt.

Seit den frühen Tagen der Menschheit bekanntes Zauberkraut

Genutzt wird Eisenkraut nachweislich schon seit der Antike – möglicherweise aber schon in vorgeschichtlicher Zeit. Dafür spricht, dass es in vielen frühen Kulturen bekannt und wegen seiner heilenden aber auch seiner Zauberkräfte hochgeschätzt war. So wurde es schon in den ersten bekannten Lehrbüchern der Traditionellen Chinesischen Medizin erwähnt. Es galt den alten Ägyptern als “Träne der Isis”, den Hellenen als Statussymbol und den Römern würdig genug, um damit den Altar des Jupiters zu fegen. Bei den Kelten gehörte das Eisenkraut gar zur Quadriga der magisch-heiligen Kräuter. Es stand auf einer Stufe mit der Brunnenkresse, dem Mädesüß und der Mistel.

Angebliche Eigenschaften von Eisenkraut

Zeichnung von echtem Eisenkraut
Johann Georg Sturm (Painter: Jacob Sturm), Verbena officinalis Sturm22, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Viele der überlieferten Heilkräfte von Eisenkraut beruhen allerdings auf Wunderglauben. In diesem Zusammenhang wurde ihm eine Wirksamkeit gegen nicht weniger als alle Krankheiten zugesprochen. Außerdem führe seine richtige Anwendung neben der Vertreibung böser Geister zur Erlangung der Unsterblichkeit. Darüber hinaus gilt Eisenkraut neben Knoblauch als eines der stärksten Mittel gegen Vampire. Ein Motiv, das auch in aktuellen Produktionen wie der Fernsehserie Vampire Diaries gerne aufgenommen wird.

Selbst der Name der Krautpflanze hat seinen Ursprung in einem Mythos über seine Wirkkraft. So wurde das Kraut schon früh bei der Verhüttung von Eisen hinzugegeben, in der Überzeugung, dass das Metall so härter werde. In Analogie daran, wurden Wunden, die durch Eisenwaffen verursacht wurden, mit Eisenkraut behandelt. Letzteres leitet zu den Eigenschaften über, für die das Heilkraut Eisenkraut in der Volksheilkunde berühmt ist und für deren mögliche Wirksamkeit seine Inhaltsstoffe Anhaltspunkte liefern.

Inhaltsstoffe von Echtem Eisenkraut

Möglicherweise weil es zu den ganz alten, archaischen Heilkräutern der Menschheit zählt, vielleicht auch wegen seines dominant bitteren Geschmacks ist Eisenkraut über die Generationen hinweg etwas in Vergessenheit geraten. Vieles spricht allerdings für seine Wiederentdeckung. Ein Blick auf seine Zusammensetzung legt das allemal nahe:

Verwendung in der Volksheilkunde

Die zahlreichen Bitterstoffe haben Eisenkraut zum Hausmittel bei Verdauungsproblemen gemacht. Es wird bei Sodbrennen sowie für Galle und Leber eingesetzt. Wissenschaftlich sind hier jedoch keine Wirkungen ausreichend belegt. Auch günstige Wirkungen auf das Blut oder die Atemwege wurden bisher nicht bestätigt. Das gilt ebenfalls für die vermuteten entzündungshemmenden sowie schmerzstillenden Eigenschaften. Insgesamt erkennt die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für pflanzliche Arzneimittel zuständige Kommission E derzeit keine Wirkung von Echtem Eisenkraut an.

Die Anwendung von Eisenkraut

Eisenkraut, geschnitten & getrocknet
Eisenkraut, geschnitten & getrocknet

Die häufigste Anwendung von Echtem Eisenkraut ist die Verarbeitung zu einem Tee. Ein bis zwei Teelöffel des getrockneten und zerkleinerten Krauts kommen auf eine Tasse und werden mit kochendem Wasser übergossen. Nach etwa 10 Minuten kann der Tee eventuell abgesiebt genossen werden. Zu bedenken ist dabei, dass Eisenkraut einen sehr bitteren Geschmack hat. Daher empfiehlt sich eine Verwendung gemischt beispielsweise mit Holunder, Gelben Enzian, Kamille, Thymian sowie Schlüsselblume. In solchen Kombinationen wird Eisenkraut übrigens auch in kommerziellen Erkältungsmitteln angeboten. Alternativ kann Eisenkraut zu einer Tinktur verarbeitet und tropfenweise verabreicht werden. In Frankreich schließlich entsteht aus den frischen Blättern von Echtem Eisenkraut ein Digestif mit recht hohem Alkoholgehalt: der Liqueur de Verveine.


Quellen:

(1) Making, Y., et al.,Hastatoside and verbenalin are sleep-promoting components in Verbena officinalis, Japanese Society of Sleep Research, online published 2009.

(2) Rimpler, H., et al., Hastatosid, ein neues Iridoid aus Verbena hastata L. und Verbena officinalis L., Zeitschrift für Naturforschung C, 1979, Band 34, Heft 5 – 6, Seiten 311 – 318.

Frank Schneider
Experte für Heilpflanzen, Tee und Gewürze at Verbena VH Handels GmbH | + posts

Frank hat schon zu Studienzeiten seine Begeisterung für die Natur entdeckt. Anfang der 2000er Jahre ist er seiner Leidenschaft gefolgt und hat mit Krautrausch als Gründer einen der ersten Online-Shops für Kräuter und Gewürze in Deutschland aufgebaut. Als Experte auf diesem Gebiet schreibt er mit großer Freude für unser Kräutermagazin.